Erwin Schaffer studierte Musik (Violoncello, Klavier, Gesang und als zusätzlicher Schwerpunkt Dirigieren) an der Staatlichen Hochschule für Musik Heidelberg-Mannheim (jetzt Mannheim) und Musikwissenschaft an der Universität Heidelberg. Die pädagogische Ausbildung erhielt er an der Pädagogischen Hochschule in Freiburg. Danach unterrichtete er an verschiedenen Gymnasien in Nordbaden, seine Hauptschule wurde aber das Wilhelmi-Gymnasium in Sinsheim, dessen Musikleben er in vielen Jahren bis 2016 prägte.

Daneben leitete er verschiedene Chöre im weltlichen und kirchlichen Bereich, konzentrierte sich dann aber ganz auf seine Arbeit dem Sinsheimer Vokalensemble, das er 1987 gründete. Mit den Sängerinnen und Sängern, die auch aus der weiteren Region zum Chor stießen, konnte er die anspruchsvollen und größeren Werke realisieren, die er für wichtig erachtete, der Öffentlichkeit darzubieten und nahezubringen.

Immer wieder schuf er dabei auch neue Formate in Themenkonzerte oder ganze Konzertreihen in prinzipiell gleichbleibender äußerer Form, aber mit verschiedenen inhaltlichen Schwerpunkten. Dabei wurden auch Stilmittel verschiedenster Musikrichtungen und Epochen zusammengeführt und ein grenzüberschreitendes Genre gestaltet.

Neben traditionellen klassischen Programmen hat sich Schaffer auf interdisziplinäre Projekte in innovativer Aufführungspraxis spezialisiert. Unter seiner Leitung sind in Zusammenarbeit mit namhaften Künstlern seitdem zahlreiche Opern-, Video- und Bühneninszenierungen entstanden. So wurden z.B. seine Arrangements der „Rock-Symphonies“ für großes Symphonieorchester, Rockband und verschiedene Mitwirkende in einer Multimediashow wurden von anerkannten Fachleuten mit Lobeshymnen bedacht. Für seine innovativen Programme wurde er bereits sieben Mal mit der Chorprämie des Badischen Chorverbandes ausgezeichnet. Er wurde mit dem Vokalensemble Sinsheim vom Netzwerk Neue Musik Baden-Württemberg ausgewählt, zwei Preisträgerkompositionen des ad libitum Wettbewerbs 2018/19 uraufzuführen.

Für den Rhein-Neckar-Kreis arbeitete Erwin Schaffer als Musikkritiker und Moderator, bzw. als Mitorganisator des Rock, -Popnachwuchswettbewerb, für den er auch als Juryvorsitzender verantwortlich zeichnete; ebenfalls für den Kreis realisierte er Konzerte und Uraufführungen.
Als Chordirektor war er für zwei Spielzeiten bei den Zwingenberger Schlossfestspielen (Tosca und Der Freischütz) engagiert.

Von der Stadt Sinsheim wurde Erwin Schaffer neben weiteren Persönlichkeiten im Rahmen des Neujahrsempfangs von OB Jörg Albrecht für sein jahrelanges ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet.

Von 1996 – 2015 leitete er als Verbandschorleiter die musikalischen Geschicke des Badischen Chorverbandes im Chorverband Elsenzgau.

Aufgrund seiner Konzerttätigkeit wurden ihm die Titel Chordirektor BMCO und Musikdirektor FDC verleihen.

Im Moment konzentriert er sich aber ausschließlich auf die Projekte mit dem Vokalensemble Sinsheim, als da sind:
 „Dido and Aeneas“ (Opernaufführungen im Oktober 2024), „Engel in Regenmänteln“ (Weihnachtskonzerte 2024), „Pop-Symphonies“ (Mai 2025), „Anmut“ (Marienkonzerte September 2025) und „Ohrenzeuge.7“ (Thema noch offen, Dezember 2025).

 

Rollende Steine

„Menschen brauchen Begleiter,
Begleiter durch Jahre und Jahrzehnte. Es sind für uns die, die mit uns zusammenleben, oder die wir von Zeit zu Zeit immer wieder treffen: unsere Familie und unsere Freunde. Aber es gibt auch andere Begleiter. Es sind Gefährten nicht aus Fleisch und Blut, sondern aus Tönen, Bildern und Gerüchen. Sie begegnen uns oft in der Jugend, wenn wir noch vieles entdecken und aufnehmen können. Manchmal berühren sie uns fast unmerklich und sanft, manchmal überfallen sie uns gewaltig.
Vielleicht vergessen wir sie dann für eine Weile, denn die Karriere in Beruf und Familie fordert unsere ganze Energie. Aber wenn sie irgendwann wieder auftauchen und wir verblüfft merken, dass sie nichts von ihrer Kraft und von ihrem Zauber eingebüßt haben, wissen wir, dass auch sie uns durch unser Leben begleiten.
Einer dieser Begleiter ist die Musik. Wer hat sie nicht, seine Lieblingsstücke und Lieblingsklänge? Wenige Töne genügen und all das wird wachgerufen, was wir empfanden, als wir ihnen begegneten. Ganze Welten tun sich wieder auf, werden lebendig und beflügeln unsere Fantasie. Aber es geht nicht nur um Erinnerung und um den Rückblick. Es ist auch die Gegenwart, derer wir uns dadurch bewusster werden.
Es ist so, als ob ein alter Freund wieder zu uns spräche und uns unserer Identität versichern wollte. Denn wir spüren etwas in uns, was uns über all die Jahre nicht verlassen hat, - weil es ein Teil von uns geworden ist. Etwas, das zu uns gehört und uns ein Gefühl der Geborgenheit vermittelt.
Als ich zum ersten Mal die Beatles oder Beethoven hörte, war es gigantisch, aber nichts im Vergleich zu dem, was es mir inzwischen bedeutet. Die Wertschätzung ist umso größer, je mehr gemeinsame Zeit man sozusagen miteinander verbracht hat. Und die Gewissheit, dass dies so bleiben wird, ist wunderbar.
Geliebte Musikstücke sind wie rollende Steine, die uns durch das Leben begleiten. Sie verbinden Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und lassen uns nicht alleine.“                       

Erwin Schaffer

 

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Musik? Ja bitte.
Singen? Erst recht.

Singen macht Freude, denn wer singt, der erlebt sich in einer komplett anderen Dimension.  
Wer singt ist Teil einer lebendigen Gemeinschaft.
Wer singt bleibt körperlich und geistig fit.
Und: Singen vertreibt die Raubtiere.

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Singen und Musizieren berühren unser Innerstes, unser Gefühl unmittelbar. Natürlich. Aber nicht zu vergessen: Es beeinflusst auch unser Denken.  

Musik öffnet eine Welt, die nicht greifbar ist, sondern nur erlebbar. Töne und Klänge entstehen und sie vergehen im selben Moment. Ein immerwährender dynamischer Prozess. Das ist aufregend, ist fordernd, schafft Befriedigung und – ist befriedend.
Freude und Trauer, Glücksgefühl und Schmerz finden in der Musik eine Resonanz und schaffen wahre Lebendigkeit.

All das erleben wir in unserem Chor, in unserem Tun. Jeder und jede auf die Weise, die angemessen erscheint und in dem Maß, dass gewählt wird.
Und wenn wir unser gewähltes Ziel eines musikalischen Konzertes oder Auftritts erfolgreich erreichen, dann ist das empfundene Glück umso größer.

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Aber ich leite den Chor auch aus einem anderen Grund.

Wir sind uns bewusst, dass wir mit unserer kulturellen Arbeit zum gesellschaftlichen Zusammenhalt beitragen und, dass wir dies tun, indem wir auch zu gesellschaftspolitischen Themen Stellung beziehen.

Wir begreifen die Musik und die Art der Darbietung von Konzerten oder Projekten auch als Möglichkeit (Kunst)werke auf Wertigkeit, Sinn, Entstehung, Kreativität zu prüfen und den Kontext der Werkrezeption dahingehend zu hinterfragen, inwieweit er in gesellschaftliche Zusammenhänge einzuordnen ist.

Es handelt sich unserem Verständnis nach also nicht bloß um ästhetische Objekte, die aufzuführen sind, sondern um lebendige Zeugnisse von Äußerungen zum Zustand der Welt, die Dialoge fördern und (neue) Perspektiven zum Verständnis des gesellschaftlichen Miteinanders aufzeigen (können).

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Sehr gerne begrüßen wir neue Sängerinnen und Sänger im Vokalensemble. Eine Anmeldung ist unproblematisch möglich per Telefon, per mail oder durch einen direkten privaten Kontakt, genauso wie ein erstes Kennenlernen. Ein Versuch ist es allemal wert!

Erwin Schaffer